Montessori-Pädagogik

Maria Montessori - ihre Biografie

Maria Montessori wurde 1870 in Italien geboren und war eine der ersten Frauen, die einen Abschluss an der medizinischen Fakultät erwarben. Im Laufe ihres Lebens setzte sie sich für die politischen und sozialen Rechte von Frauen ein.

1907 eröffnete sie in einem Arbeiterviertel in Rom ihre erste Klasse, die sie „Haus der Kinder“ nannte. Sie versuchte, den Straßenkindern ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihr Potenzial entfalten und lernen konnten.

Maria Montessori beschäftigte sich intensiv mit den Arbeiten anderer Pädagogen, Jean Itard und Edouard Séguin , um die Kinder mit Lernmaterialien zu versorgen. Außerdem beobachtete sie die Kinder, ihre Bedürfnisse und ihre Entwicklung sehr genau. Sie legte großen Wert auf das Phänomen der Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder. Der Schweizer Psychologe Jean Piaget lernte Maria Montessori kennen und interessierte sich für ihre Bildungsforschung.

Während ihres ganzen Lebens hielt Maria Montessori Vorträge und schrieb Bücher. Montessori-Schulen wurden auf der ganzen Welt gegründet. Sie gründete die Internationale Montessori-Vereinigung, um die Weitergabe ihres Wissens und die Ausbildung von Lehrkräften zu gewährleisten.

Maria Montessori wollte den Blick auf Kinder verändern. Ihre Bildungsreform bestand darin, dass Bildung als „Hilfe zum Leben“ verstanden werden sollte und dass die Schule zur Entwicklung des Potenzials jedes Menschen beitragen sollte.

Das Material

Das Material in der Klasse ist sensorisch. Das Kind lernt durch Experimente und den Einsatz seiner Sinne. Bis zum Alter von 6 Jahren benötigt es konkrete Bezüge, um Wissen zu verstehen und zu verinnerlichen. Das Lernen erfolgt auf spielerische Weise, ist aber in der Realität verankert.

Das Ambiente sollte Mittel enthalten, die die Aufmerksamkeit sowie die Wiederholung fördern. Die Aktivitäten, die in Selbstbedienung auf den Regalen stehen, wecken das Interesse der Kinder: die Bürste, das Wasser, ein bestimmtes Geräusch, ein bestimmter Gegenstand, das Ergebnis usw. Die Aktivitäten müssen so gestaltet sein, dass sie die Aufmerksamkeit des Kindes wecken.

Das Material enthält die Fehlerkontrolle auf greifbare und sichtbare Weise. Es ermöglicht dem Kind, sich selbst einzuschätzen und sich durch Übung und Erfahrung selbst zu korrigieren, ohne dass ein Erwachsener von außen eingreift. Das Kind wird selbstständiger.

 

Freiheiten und Grenzen

In einer Montessori-Umgebung bewegt sich das Kind zwischen Freiheiten und Grenzen. Es hat die Möglichkeit, frei zu wählen und seinen Interessen zu folgen. Es hat die Freiheit, die gewählte Aktivität so lange zu wiederholen, wie es möchte.

Die Umgebung fördert auch die Bewegungsfreiheit, an einem Tisch oder auf einem Teppich zu arbeiten, sich frei im Klassenzimmer zu bewegen, eine Aktivität zu wählen, die den ganzen Körper einbezieht. Diese Freiheiten entsprechen dem Bedürfnis nach Autonomie und fördern die Entwicklung der Motorik und der Koordination. Innere Disziplin zeigt sich in der Fähigkeit und dem Willen, die eigenen Bewegungen zu beherrschen. Die innere Disziplin ist eine Folge der Freiheit. Das Kind, das sich natürlich entwickeln und entfalten kann, kommt dazu, seine Umgebung zu lieben und zu respektieren.

Die Grenzen unterstützen das reibungslose Funktionieren der Klasse. Es werden Grundsätze eingeführt, z. B. „Wie beobachte ich ein Kind bei einer Tätigkeit?“, „Wie bitte ich um Hilfe oder biete sie an?“ usw. Um diese Grundsätze zu integrieren, spielen wir mit den Kindern Szenen nach, welche aus dem Kontext gerissen werden.  Durch diese praktischen Übungen integrieren die Kinder das spielerisch Gelernte in ihrem Alltag. Die Kinder erleben, wie sie den Arbeitsbereich des anderen respektieren, lernen Höflichkeitsregeln kennen und verstehen, dass ein Mindestmaß an gemeinsamen Regeln notwendig ist.

 

Die Mischung der Altersgruppen

In einer Schulklasse sind die Kinder zwischen 3 und 6 Jahre alt. Diese Altersdurchmischung ermöglicht es den Kindern, voneinander zu lernen. Ein jüngeres Kind hat die Möglichkeit, einem älteren Kind bei der Ausübung einer Tätigkeit zuzusehen. Es integriert bereits Wissen, während es gleichzeitig seine Neugier und Motivation steigert. Die älteren Kinder haben die Möglichkeit, ihr Wissen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken, indem sie den jüngeren Kindern erklären, was sie verstanden haben. Da nicht alle Kinder zur gleichen Zeit die gleichen Bedürfnisse haben, helfen sie sich außerdem spontan gegenseitig und lernen, wie man zusammenlebt. Die ständige Interaktion zwischen den Altersgruppen fördert die Aufmerksamkeit für andere, den gegenseitigen Respekt und das Verantwortungsbewusstsein.

Es wird dringend empfohlen, das Kind drei Jahre lang in derselben Klasse zu belassen, um einen vollständigen Zyklus zu durchlaufen und ihm alle Vorteile, die die Pädagogik vorsieht, voll zugute kommen zu lassen.

 

Das Programm

Der Lehrplan der Montessori-Schule Freiburg entspricht dem Lehrplan für die obligatorische Schule in der Romandie (PER) und in der Deutschschweiz (LP21). Das Montessori-Programm für Kinder von 3 bis 6 Jahren erstreckt sich über drei Jahre und umfasst Aktivitäten in den folgenden Bereichen:

Die praxisorientierten Aktivitäten sind dem realen, alltäglichen Leben entnommen und sollen die Feinmotorik, die Konzentration, die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl fördern. Zum Beispiel: Brot backen, fegen, Tisch decken, nähen usw. Die Kinder fühlen sich von diesen Tätigkeiten, die sie im Alltag beobachten, angezogen.

Sinnesaktivitäten, bei denen die Sinne entwickelt werden (visuell, taktil, auditiv, olfaktorisch, stereognostisch und gustatorisch). Pro Aktivität wird ein Begriff hervorgehoben, z. B. groß/klein, glatt/rau, hell/dunkel.

Die Sprachaktivitäten beginnen bei den jüngsten Schülern und Schülerinnen mit der Erweiterung des Wortschatzes und dem Sprechen. Die Kinder entdecken und lernen nach und nach die Buchstaben und Laute, aus denen sich ein Wort zusammensetzt. Die Vorbereitung auf das Schreiben erfolgt auf körperlicher Ebene durch Aktivitäten, bei denen die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit der Finger und des Handgelenks entwickelt wird, um den Stift zu halten und Buchstaben zu schreiben. Der Einstieg ins Lesen erfolgt in der Regel nach dem Schreiben.

Mathematische Aktivitäten werden ab dem Alter von 4 Jahren unterrichtet, um die Zahlen von 1 bis 10 und die damit verbundenen Konzepte wie Null, gerade und ungerade sowie das Zählen zu erlernen. Die Kinder setzen das Lernen der Zahlen bis 100 und darüber fort und werden in die Grundoperationen eingeführt.

Die kulturellen Aktivitäten umfassen Material aus den Bereichen Geografie, Botanik, Zoologie, Musik, Naturwissenschaften und Kunst. Neben dem Klassenmaterial werden im Laufe des Jahres Projekte zu verschiedenen Themen durchgeführt, z. B. „Die Ozeane“, „Der Lebenszyklus der Bienen“ oder „Das Sonnensystem“.

 

Das Bedürfnis nach Ordnung

In den ersten Lebensjahren braucht das Kind Ordnung. Das kann man schon bei den ganz Kleinen beobachten, die an ihrer Routine festhalten.

Das Material folgt einer bestimmten Ordnung. Die Aktivitäten werden immer am gleichen Platz aufbewahrt; diese Organisation ermöglicht es dem Kind, sie zu finden sowie sich im Raum zu orientieren. Auf einem Regal sind die Aktivitäten in der Reihenfolge ihrer Präsentation angeordnet, wie eine „Leiter“, die dem Kind hilft, sich Schritt für Schritt zu entwickeln. Es sieht, was es bereits beherrscht und jederzeit wiederholen kann, und wohin es sich entwickelt.

Die Arbeit an sich weist auch eine Ordnung in ihrem Ablauf auf: die Aktivität aus dem Regal holen, die Aktivität ausführen, aufräumen und wenn nötig reinigen und die Aktivität wieder an ihren Platz zurückstellen. Diese Organisation ermöglicht den Aufbau eines logischen Denkens.

Auf sprachlicher Ebene spiegelt sich das Bedürfnis des Kindes nach Ordnung in der Suche nach Kohärenz und Struktur wider. Wenn das Kind darum bittet, den Namen eines Gegenstandes zu wiederholen, versucht es zu überprüfen, ob es sich immer um denselben Namen handelt. Das richtige Wort zur richtigen Zeit zu verwenden, ist ein weiterer Beweis für das Bedürfnis des Kindes nach Ordnung.

 

Die Umwelt und der Erwachsene

Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, die der natürlichen Entwicklung des Kindes förderlich ist und die Konzentration und Selbstständigkeit fördert. Die Möbel und Materialien sind an die Größe und Kraft der Kinder angepasst. Die Aktivitäten stellen Herausforderungen dar, die es den Kindern ermöglichen, Lernfortschritte zu machen. Die Umgebung wird sorgfältig vorbereitet, damit sich die Kinder darin wohlfühlen. Um einen Samen wachsen zu lassen, muss er in eine geeignete Umgebung gebracht werden.

Die Rolle des Erwachsenen besteht darin, das Kind beim Lernen zu begleiten, eine Verbindung zu den Materialien herzustellen und eine reichhaltige, kreative und wohlwollende Umgebung aufrechtzuerhalten.

Der Erwachsene nimmt eine wichtige Stellung ein, da er/sie ein Vorbild für das Kind darstellt. Die Eltern bringen ihrem Baby die Sprache nicht bei, die Sprache entwickelt sich auf natürliche Weise. Kleinkinder lernen unbewusst, sie nehmen die Merkmale ihrer Umgebung auf.

 

Die Entwicklungsstufen

Wenn ein Kind älter wird, durchläuft es verschiedene Entwicklungsebenen.

In den ersten Lebensjahren (0 bis 3 Jahre) prägt sich das Kind seine Umgebung und die dort herrschenden Bräuche ein. Es entwickelt das Gehen und die Sprache, es baut sich physisch und psychisch auf. Das Kind entdeckt und erforscht seine Umgebung, wobei es von seinem eigenen Antrieb geleitet wird.

Mit etwa drei Jahren wird sich das Kind seiner selbst bewusst. Es verwendet das Pronomen „ich“. Es erkennt auch, dass es andere Menschen um sich herum gibt, die existieren und mit denen es interagiert. Das Kind hat die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, und ist lernwillig.

In der Primarschule, etwa im Alter von 6 Jahren, beginnt das logische Denken aufzutreten. Die Lebenserfahrungen führen dazu, dass das Kind mehr Fragen stellt, Schlüsse zieht und Untersuchungen anstellt. Auch die Sozialisation wird zu einem wichtigen Faktor. Die konkreten Grundlagen, die das Kind aufgebaut hat, ermöglichen es ihm, abstrakte Konzepte zu verstehen.

In der Adoleszenz (12 bis 18 Jahre) kommt es zu hormonellen und körperlichen Veränderungen. Das Kind stellt sich die Frage, wer es ist und wie es sich in der Gesellschaft einordnet. Die Selbsterkenntnis
wird zu einer Suche, das Wissen über die Gesellschaft ebenfalls. Wie funktionieren die Welt und die Gesellschaft, in der ich lebe, was beeinflusst sie, was ist ihre Geschichte und welche Rolle möchte ich in dieser Gesellschaft spielen, was möchte ich beitragen.